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An ein junges Fräulein, das ein Gedicht auf sich verlangte

Ein Lied auf dich, - wie sehr dein Aug' auch senke
In scheu Verstummen jedes Liedes Meister?!
Gib mindestens Zeit mir, daß sich dreist und dreister
Mein Blick in deines Blickes Blendung lenke.

Und doch, - ein Lied auf dich? Was frommt es, Holde,
In Veilchenkelche Balsam noch zu träufen,
Auf frisch erblühte Rosen Schminke häufen
Und Honig in den Kelch der Fliederdolde?

Soll Firnenweiß ich auf die Lilie hauchen,
Purpur an ein Rubingeschmeide reihen,
Des Saphirs träumend Blau dem Bergsee leihen,
Des Schillerfalters Flug in Goldglanz tauchen?

Nicht kann der Aeolsharf' ich weich're Klage,
Dem Schwan nicht edlere Bewegung weisen, -
Doch all das eh'r noch, als lobsingend preisen
Dich Mädchentraum von einem Maientage.
Text: Udo Brachvogel - Lizenz: Public Domain