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Adeline

Wandelt sie beim hohen Festchorale
Durch den Tempel zu des Herren Mahle,
Huldigung und Himmelswunsch im Blick,
Ach! so wähn' ich Gottes Braut zu schauen;
Mir entsinket alle mein Vertrauen,
Und die Liebe bebt vor ihr zurück.

Aber seh' ich, wie im Alltagskreise,
Frei und fröhlich, doch nach Sitt' und Weise,
Sie so mädchenhaft sich haben kann,
Wie sie Scherz und Ernst so lieblich kleidet,
Wie um ihre Huld sich Alles neidet,
Dann wagt Liebe wieder sich heran.

Ehrfurcht neigt sich ihr im Engelglanze.
Lieb' umschmeichelt sie, im Mädchenkranze
Sanfter Myrten, ohne Himmelsschein.
Dünkte sie doch stets so himmlisch Allen;
Aber, meiner Liebe zu Gefallen,
Hold und magdlich meinem Blick allein!
Text: Gottfried August Bürger - Lizenz: Public Domain