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Stutzertändelei

Freund Amor, kannst du machen,
Für einen hübschen Kuß,
Daß mir Agneschen lachen
Aus frommen Augen muß?

O, allerliebste Sachen,
Die kaum ich nennen kann,
Schenkt' ich für dieses Lachen,
Dir, lieber, kleiner Mann!

In manchem Spiel um Pfänder
Hab' ich erobert mir
Viel schöne, bunte Bänder;
Die alle gäb ich dir.

Ja, dies geraubte Müschchen
Empfingest du sogar;
Und dieses Federbüschchen
Aus Minna's blondem Haar.

Und deinen Köcher schmückte
Von golddurchwirktem Band
Ein Röschen, welches stickte
Des schönsten Mädchens Hand.

Weckst du ihr süßes Lachen,
Sieh', so verdienst du dir,
Die Nymphen naß zu machen,
Die kleine Spritze hier.

Auch sollen dich belohnen,
Bonbon und Marzipan,
Vortreffliche Makronen,
Und was dir lüsten kann.

Und siehst du dieses Gläschen
Voll Syrakuserwein? -
Erdenke mir ein Späßchen!
Du bist ja sonst so fein. -

Ha! Kleiner, ich erfinde
Viel eher einen Plan!
Den höre mir geschwinde
Mit beiden Ohren an!

In eine kleine Fliege -
Siehst du, was ich erfand! -
Verwandle dich, und fliege
Auf ihrer Schnürbrust Rand.

Dort gleite durch die Falte,
Im zarten Musselin,
Bis zu dem tiefsten Spalte
Des warmen Busens hin.

Dort wage mir hernieder,
Geschickt, nach Bergmannsart,
Anschließend dein Gefieder,
Die wollustvolle Fahrt.

Dann muß es dir gelingen,
Ihr, neidenswerthe Müh'!
Ein Lächeln abzuzwingen;
Da kitzle, kitzle sie!
Text: Gottfried August Bürger - Lizenz: Public Domain