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Villingen

Bild: Wikipedia Nutzer Toksave (bearbeitet von Christian Solar) - Lizenz: CC0 1.0

Staat: Deutschland
 
Land: Baden-Württemberg
 
Größe: ca. 40.000 Einwohner. Villingen ist in die Stadt Villingen-Schwenningen eingemeindet, welche ca. 80.000 Einwohner hat.
 
Stadtform: Die Stadt welche ihren Mittelalterlichen Kern erhalten hat ist ein frühes Beispiel einer regelmäßigen Stadtanlage. Innerhalb der kreisförmig angelegten Stadtmauer wird die Stadt durch zwei sich kreuzende Hauptstraßen in 4 Stadtviertel aufgeteilt.
 
Landschaftliche Lage: Die Stadt liegt an der Grenze zwischen Schwarzwald und Baar. Während der Schwarzwald erst sehr spät besiedelt wurde galt im Mittelalter die Baar als Kornkammer Süddeutschlands.
 
Heutiges Stadtbild: Vor allem Tourismus, Feinindustrie und Gewerbe prägen das Stadtbild. Villingen ist Luft- und Kneippkurort.
 
Besonderheiten: Villingen-Schwenningen ist die Hauptstadt des Schwarzwald-Baar-Heuberg-Kreises.

Chronik

ca. 600 v.Chr.: Älteste Funde einer Besiedlung im Bereich der Stadt Villingen. Der Grabhügel Magdalenenberg gilt als der größte Grabhügel der Welt.
 
ca. 400 n.Chr.: Am linken Brigachufer gründen die Alemannen unter der Führung von Filingo eine neue Siedlung.
 
817: Die Siedlung Villingen wird erstmals urkundlich erwähnt.
 
999: Villingen bekommt von Kaiser Otto III das Markt-, Münz und Zollrecht zugesprochen. Dadurch konnte sich aus der kleinen Siedlung eine Stadt entwickeln.
 
1119: Die Stadt wird auf die andere Seite des Flusses (Brigach) verlegt.
 
1218: Die Zähringer sterben aus und Villingen wird zur Reichsstadt. In dieser Zeit beginnt unter den Staufern der Aufbau der Wehranlagen.
 
1283: Villingen verliert die Reichsfreiheit und fällt als Reichslehen an das Haus Urach-Fürstenberg.
 
1271: Die Stadt brannte fast vollständig nieder. Heinrich von Fürstenberg kümmerte sich persönlich um den Wiederaufbau, da er aus Villingen die Hauptstadt seines Territioriums machen wollte.
Er hohlte auch die Johanniter und Franziskaner in die Stadt, während seine Gattin das Heilig-Geist-Spital gründete, welches sich um die Pflege von Kranken und Alten kümmerte.
 
1326: Villingen kommt zu Österreich und steht unter dem Hause Habsburg. Als stark ausgebaute Stadt wurden die Festungsanlagen von den Habsburgern noch weiter ausgebaut. Die Wichtigkeit der Stadt stieg jetzt durch die Kriege der Habsburger. Die Stadt wurde jetzt häufig in die Kämpfe mit der Schweiz verwickelt.
 
1530: Die Stadt erhält von König Ferdinand ein neues Wappen, da sie als eine der wenigen Städte den Ansturm der Aufständigen in den Bauernkriegen standhält.
 
1634: Die stark befestigte Stadt kann der Belagerung durch die Württemberger und den Schweden standhalten. Die Schweden versuchen erfolglos die Stadt mit einem Damm zu überschwemmen. Überreste dieses Dammes stehen heute noch.
 
1704: Dank der starken Befestigungsmauern (3 Stück hatte die Stadt. Eine besonders hohe außen, eine besonders starke dicke in der mitte und innen die älteste, welche teilweise noch heute erhalten ist) konnte sich die Stadt gegen die Übermacht der Franzosen schützen.
 
1744: Villingen muß den Franzosen ihre Tore öffnen, da die Befestigungsanlagen den neuen Waffen nicht mehr standhalten können.
 
1805: Die Herrschaft der Österreicher endet in Villingen und die Stadt wird unter Napoleon an den Herzog von Modena, dann zu Württemberg und schließlich durch die Rheinbundesakte an Baden vergeben.
Durch den Wechsel der Herrschaft, dem Verlust der Kloster und der Tatsache das Villingen eine Grenzstadt geworden war, führte zu einem zwischenzeitlichen Niedergang der Stadt.
 
1848: Die Bevölkerung der Stadt beteiligte sich aktiv an der Revolution. Daher litt Villingen sehr stark an den Revolutionsfolgen.
 
1875: Die erste Gewerbeausstellung in Villingen. Durch die Entwicklung moderner Gewerbebetriebe und den Anschluß an das Schienennetz durch die Schwarzwaldbahn erlebte die Stadt einen neuen Aufschwung.
 
1970: Durch eine Wahl wird der Zusammenschluß der Städte Villingen und Schwenningen beschlossen. Die neue Stadt Villingen-Schwenningen wird zur Hauptstadt des Schwarzwald-Baar-Heuberg-Kreises. Aus Villingen ist inzwischen eine Industriestadt geworden. Vor allem der Uhren- und Computerbau (Kienzle) und die Radio- und Fernsehtechnik (Saba) haben sich in der Stadt angesiedelt.

Geschehnisse die sich positiv auf die Stadtentwicklung ausgewirkt haben:

Bei der Gründung der Siedlung (ca. 400 n.Chr.) spielte die Lage eine große Rolle. Die Stadt liegt am Ufer des kleinen Flusses Brigach. Der Brigachkessel bietet gutes Acker- und Weideland. Die Stadt liegt an der Grenze zwischen Baar und Schwarzwald. Die Baar ist die Kornkammer Süddeutschlands, aus dem Schwarzwald kamen die Steine zum Bau der Häuser. (Das älteste teilweise erhaltene Steingebäude Villingens ist die Friedhofskapelle, welche ca. 950 n.Chr. erbaut wurde.)
 
999 n.Chr. erhält die Siedlung eine Marktrechtsurkunde. Somit ist Villingen zu einer Stadt geworden. Diese Urkunde erlaubt Münzen zu prägen, Zölle zu kassieren und vor allem einen Markt zu gründen. Auf dem Markt führen vor allem der Verkauf von Stoffen und Wolle zum Reichtum der Stadt.
 
1119 n.Chr. wird die Stadt auf die andere Seite des Flusses verlegt. Der Gesamte Aufbau der Stadt wurde von Anfang an gut durchdacht. Hier entsteht keine kleine Siedlung sondern direkt eine für damalige Verhältnisse größere Stadt mit einer eigenen Stadtmauer. Als freie Stadt untersteht Villingen keinem Land und kann sich frei entfalten.
 
1271 n.Chr. brannte die Stadt fast vollständig nieder. Doch die schon seit 88 Jahren nicht mehr freie Stadt wird vom Lehnsherrn mit großem Enthusiasmus wieder aufgebaut. Das Münster wurde wieder errichtet, die Johanniter und später die Franziskaner in die Stadt geholt. Die Johanniter und Franziskaner stärkten den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Ebenfalls wurde eine Einrichtung zur Kranken und Altenpflege gegründet, welche die Lebensqualität in der Stadt verbesserte.
 
1326-1744 n.Chr. wächst die Bedeutung der Stadt vor allem durch seine Befestigungsmauern. Es hört sich zwar paradox an, aber gerade die Kriege ließen die Stadt in dieser Zeit am stärksten wachsen. Mit seinen 3 Stadtmauern konnte sich die Stadt erfolgreich den Gegnern wiedersetzen. Ein anderer Vorteil der starken Befestigung und der geheimen unterirdischen Drinkwasserversorgung war, das die Pest nicht in die Stadt eindrang.
 
1875 n.Chr. zeigt sich, das auch Krisen ihre Vorteile haben können. Da die Stadt verarmt ist und wenig Macht besitzt, gibt es auch kaum Wiederstand gegen die Einrichtung moderner Gewerbegebiete. So kann die Stadt in den Jahren danach zu einem Mittelpunkt des Gewerbes werden und erlebt eine zweite Blütezeit. Vor allem die Feinindustrie kann sich stark entwickeln. Bald ist Villingen eine der reichsten Städte Deutschlands.
 
Die Nachkriegszeit (1950-1970 n.Chr.) bedeutete für Villingen einen starken Wachstum. Innerhalb von 20 Jahren verdoppelte sich die Bevölkerung von 20.000 auf 40.000 Einwohner. Aus den Feldern rund um die Stadt wurden Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete. Gleichzeitig mit der Einwohnerzahl wuchs auch das Gewerbe. Deshalb konnte die Stadt diesen schnellen Bevölkerungszuwachs bestens verkraften und der Reichtum der Stadt stieg weiter an.

Geschehnisse die sich negativ auf die Stadtentwicklung ausgewirkt haben:

1283 n.Chr. verliert Villingen die Reichsfreiheit. Jetzt ist die Stadt in ihren Entscheidungen nicht mehr frei sondern muß einem Lehnsherren gehorchen.
 
Der große Brand um 1271 n.Chr. zerstört die Stadt fast vollständig. Es benötigt die Hilfe von Heinrich von Fürstenberg die Stadt wieder aufzubauen.
 
1744 n.Chr. wird die Stadt von den Franzosen erobert. Die Wehranlagen welche die Stadt im Mittelalter zu einer mächtigen und wichtigen Siedlung gemacht hatten sind gegen die neuen Waffen wirkungslos. Da die Stadt nun keinen Strategischen Nutzen mehr hat, verliert sie die Unterstützung der Lehnsherren.
 
1805 n.Chr. wird die Stadt Baden zugeteilt. Mehrere Besitzwechsel hatten die Stadt bereits geschwächt. Jetzt wird sie auch noch zu einer Grenzstadt. (Die Grenze zwischen Baden und Württemberg verläuft direkt an Villingen vorbei.) Dies führt zu einem wirtschaftlichen Niedergang der Stadt.
 
An der Revolution 1848-1849 n.Chr. beteiligte sich die inzwischen verarmte Bevölkerung aktiv. Als Folge davon litt die Stadt in den Jahren danach an den Verfolgungen und der weiteren Verarmung. Viele Bürger wanderten damals aus.
 
1980-1990 n.Chr. verursacht der Rückgang der Uhrenindustrie und die Verlagerung der Feinindustrie in die Asiatischen Länder eine erhöhte Arbeitslosigkeit in Villingen. Große Firmen schließen ihre Pforten oder werden verkauft und verkleinert. Die Stadt die sich in den Jahren davor an ihren Reichtum gewöhnt hatte, muß erst wieder Lernen zu sparen. Einige große Projekte müssen als Folge des Gewerberückgangs eingestellt werden.
Text: Christian Solar - Lizenz: CC BY-SA 4.0